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Niederösterreich Online seit 13.10.2023, 08:27 Uhr
Mödling: Brandeinsatz-Übung in Burg Liechtenstein
"Brand in der Burg Liechtenstein", so lautete das Szenario der diesjährigen Unterabschnittsübung des Unterabschnitts 4 / Wienerwald. Die Feuerwehren Maria Enzersdorf, Brunn am Gebirge, Gießhübl und Mödling-Stadt beübten die Burg Liechtenstein in Maria Enzersdorf. Neben der Brandbekämpfung hielt das Szenario zahlreiche weitere Herausforderungen für die Einsatzkräfte bereit.
Das Szenario
Die Burg Liechtenstein, ein imposantes Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert, ist das Wahrzeichen der Marktgemeinde Maria Enzersdorf. Übungsannahme: Am Ende einer Führung am 28. September 2023 kommt es unter dem Dach der Kernburg gegen 19:00 Uhr zu einem Brandereignis mit folgenschweren Entwicklungen. Zu diesem Zeitpunkt ist ein Techniker eines Mobilfunkbetreibers mit der Störungsbehebung an der Sendeanlage im Dachboden beschäftigt. Ein dort installierter Brandmelder löst aus und der Alarm wird auf dem Diensthandy des Betriebsleiters, der sich sofort zur Erkundung in die Burg begibt. Brandrauch blockiert bereits den Weg durch die Oberburg, wodurch der Technikraum nicht mehr gefahrlos erreicht werden kann. Demnach muss der Betriebsleiter umkehren und wählt währenddessen den Feuerwehrnotruf 122. Die noch anwesenden Besucher werden zeitgleich aus dem Objekt gebracht, jedoch ist die Liste der Führungsteilnehmer nicht auffindbar und damit nicht klar, ob sich noch Besucher in der Burg befinden. Dem sichtbaren Brandrauch zur Folge, gehen laufend weitere Meldungen von Spaziergängern in der Bezirksalarmzentrale ein. Aufgrund dessen erfolgt umgehend die Alarmierung der Nachbarfeuerwehren aus Brunn am Gebirge und Gießhübl sowie die Anforderung des Hubrettungsfahrzeugs der Feuerwehr Mödling. Das, zu diesem Zeitpunkt, absehbare Aufgabenspektrum umfasst die Menschenrettung und Brandbekämpfung sowie die Bergung wertvoller Kulturgüter.
Der Übungsablauf
Der Einsatzleiter wurde am Haupteingang der Burg bereits vom Burgpersonal erwartet und über die Lage informiert. Umgehend veranlasste er die Menschenrettung und die Brandbekämpfung unter Atemschutz. Der erste Atemschutztrupp ging in die Unterburg, der zweite Trupp in die Oberburg. Zeitgleich bauten die nach und nach eintreffenden Einsatzkräfte eine Einsatzleitung auf der Burgwiese sowie die Wasserversorgung über einen Hydranten auf.
Nachbarfeuerwehren trafen ebenso rasch bei der Burg Liechtenstein ein und meldeten sich vorbildlich bei der Einsatzleitung. Der Geschäftsführer des historischen Gebäudes wurde von Beginn an in die Einsatzleitung integriert und konnte dadurch laufend wichtige Informationen für die Einsatzkräfte bereitstellen.
Mittlerweile konnte der Atemschutzsammelplatz den Betrieb aufnehmen, wo weitere Trupps für den Innenangriff in Bereitschaft blieben. Hier wurde unterdessen ein kurzes Briefing zum Thema „Bergen von wertvollen Kulturgütern“ durch einen Mitarbeiter abgehalten.
Zwischenzeitlich konnten drei Personen, die zuvor die an der Führung teilnahmen und beim schnellen Ausmarsch einen anderen Fluchtweg wählten, unversehrt aufgefunden und aus der Burg gerettet werden. Das anwesende Team des Rettungsdienstes versorgte die Geretteten.
In der Burg kämpften sich währenddessen mehrere Einheiten unter Atemschutz zum Dachboden vor, um den möglicherweise verletzten Techniker zu retten und erforderliche Löschmaßnahmen durchzuführen. Zeitgleich positionierte die FF Mödling das Hubrettungsfahrzeug im Osten der Kernburg, um einen zweiten Rettungsweg zu schaffen sowie das Löschwasser auf dem direkten Weg, auf das Dach der Burg zu befördern. Die hier benötigte Wasserversorgung stellte ein weiterer Hydrant im Bereich der Khevenhüller-Wiese in Kombination mit dem Brunner Großtanklöschfahrzeug sicher. Auch das Hubrettungsfahrzeug der FF Brunn am Gebirge wurde für den Löscheinsatz im Dachbereich in Stellung gebracht.
Während dieser Arbeiten konnte der vermisste Techniker mit leichten Verbrennungen gefunden und über die Mödlinger Teleskopmastbühne zu Boden gebracht werden. Nach der Erstversorgung im Rettungswagen wurde der Mann mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins nahegelegene Klinikum Mödling transportiert.
Mit der Meldung zur erfolgreichen Menschenrettung kamen die in Bereitschaft stehenden Atemschutztrupps zum Einsatz, um die historischen Güter aus der Schatzkammer und dem Schlafgemach der Burg ins Freie zu bringen. Der vom Brand betroffene Dachboden liegt genau über diesen Räumlichkeiten, wodurch die Gefahr einer Beschädigung durch das Löschwasser gegeben war. Einige Gegenstände konnten behutsam aus der Burg getragen und im geräumigen Versorgungsfahrzeug der Feuerwehr Brunn deponiert werden, wo sie von Exekutivbeamten bewacht wurden. Im Anschluss wurden die Nachlöscharbeiten durchgeführt und mit gezieltem Einsatz der Wasserwerfer der Hubrettungsfahrzeuge unterstützt.
An dieser Stelle konnte das Übungsziel erreicht und die Arbeiten beendet werden.
Die Nachbesprechung
Zum Ende dieser aufregenden Übung legte die Freiwillige Feuerwehr Maria Enzersdorf ein positives Resümee ab. Der örtliche Feuerwehrkommandant, HBI Martin Gall, bedankte sich herzlich bei seiner Mannschaft, den beiden weiteren Feuerwehren des Unterabschnitts 4 Mödling/Wienerwald, bei der ebenso mitwirkenden Feuerwehr Mödling sowie bei der Polizei und dem Rettungsteam für die tadellose Zusammenarbeit.
Die Übungsbeobachter aller beteiligten Feuerwehren gestalteten die Nachbesprechung mit lobenden Worten an alle Einsatzkräfte, bevor ein gemütliches Beisammensein folgte. Die stellvertretende Bürgermeisterin der Marktgemeinde Maria Enzersdorf, Michaela Haidvogel, zeigte sich sehr beeindruckt von der einwandfreien und großartigen Zusammenarbeit aller Organisationen und dankte für das unermüdliche Engagement zum Wohle der Ortssicherheit. Ein weiterer Dank gilt den großartigen Statisten, ASB Florian Steiner für die Fotodokumentation sowie dem gesamten Team der Burg Liechtenstein unter der Leitung von Leopold Fasching, der auch dankenswerterweise die Kosten für die gesamte Verpflegung übernahm.
Text: Florian Zeilinger / FF Maria Enzersdorf
Foto: Florian Steiner / Pressestelle BFK Mödling